Träume begleiten uns lebenslang...

Sie sind unglaublich vielfältig. Sie berühren uns bis in die tiefsten Schichten unserer Existenz und unserer Auseinandersetzung mit uns selbst. Nur die Sprache und die Musik liefern uns eine vergleichbare Vielfalt von Erscheinungsformen. Manche sehen in Träumen verschlüsselte Botschaften aus dem Unbewussten, andere interpretieren sie als Mitteilungen oder gar Handlungsanweisungen eines kollektiven Bewusstseins oder einer höheren metaphysischen Realität. Manche halten Träume für völlig bedeutungslos und interpretieren Sie als „Tagesreste“, als Begleiterscheinungen der Erinnerungsverarbeitung während der Schlafphasen.

In der seriösen Forschung setzt sich jedoch immer mehr die Überzeugung durch, dass das Traumgeschehen – wie alles, was das Gehirn macht – einer Regelhaftigkeit unterliegt, die es zu entschlüsseln gilt. Fast jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass wir uns im Traum mit Problemen auseinandersetzen, die wir im Wachzustand nicht lösen konnten. Besonders deutlich wird das in den Wiederholungsträumen. Der Schauspieler Axel Milberg brachte das in der Serie des ZEIT- Magazins „Ich hatte einen Traum“ mit folgender Feststellung auf den Punkt: „Denn was träumst du eigentlich? Du träumst von Dingen, die du nicht verarbeiten konntest, die du nicht verstanden hast, und die packst du hinein in die Sehnsucht nach Auflösung der Gegensätze ... . Was uns gelungen ist und was uns tröstet, das werden wir im Traum nicht weiter verfolgen“.

Diese Sichtweise steht auch im Einklang mit den Regeln der Traumarbeit, die die bekannte Therapeutin Ortud Groen entwickelt hat. Die Bedeutung der Traumbilder ist leicht zu entschlüsseln. Sie versinnbildlichen die bewussten Erfahrungen des Träumenden. Der Traum verknüpft diese Bilder in mehreren Szenen, die, wie im Drehbuch eines Films oder im Ablauf eines Theaterstücks, nach bestimmten Regeln logisch miteinander verknüpft sind. Ortrud Groen geht davon aus, dass sich die ersten Bilder des Traumes auf das im Traum angesprochene Umfeld des Problems beziehen und dass sich jedes darauf folgende Bild mit der Klärung des Zwiespalts auseinandersetzt, d.h., der Traum thematisiert einen inneren Zwiespalt oder eine Ambivalenz, zeigt uns, wie wir uns damit auseinandersetzen und entwickelt Vorschläge, wie sich der Zwiespalt auflösen lässt.